Ich habe letztens den Aufsatz „A Band of Brothers, a Stream of Sisters“ von Ursula K. Le Guin gelesen. Über männliche Solidarität. Über weibliche Solidarität. Feminismus. Frauenhass. Aber darum soll es heute nicht gehen.
In diesem Aufsatz schreibt sie den einen Satz, der mich nicht mehr loslässt. Eine beiläufige Feststellung. „Denial is an effective weapon in the hands of fear.“ Leugnen ist eine effektive Waffe in den Händen der Angst.
Richtig! Leugnen ist eine effektive Waffe. Denn man kann ihr so schwer etwas entgegensetzen. Das Gesagte ist so unangreifbar. So endgültig. Keine beiderseits akzeptierte Gesprächsgrundlage. Kein Wille zur Auseinandersetzung. Keine Verbindung. Nichts.
Aber! Und das ist das Entscheidene an diesem Satz. Leugnen ist eine effektive Waffe in den Händen der Angst. Wer etwas leugnet, will sich nicht auseinandersetzen. Nicht mit den anderen. Nicht mit sich selbst. Dafür gibt es nur einen Grund. Angst.
Wer leugnet, versucht sich zu schützen. Wer leugnet, hat Angst! Leugnen schützt. Im ersten Moment. Denn wer leugnet, richtet gleichzeitig auch alle Scheinwerfer und blinkenden Leuchtpfeile mit der Aufschrift „ANGST“ auf sich. Und lädt ein, genauer hinzusehen.
Und ich werde nie wieder jemandem, mich eingeschlossen, beim Leugnen zuhören können, ohne zu denken: „Wo ist der wütende Bär?“ Vielen Dank, Frau Le Guin. Ich habe wieder etwas ein wenig mehr verstanden.