Eine Frau kippt aus der U-Bahn und schlägt auf dem Bahnsteig auf, die Beine noch in der U-Bahn. Ein Mensch versucht die Frau aus der Bahn zu ziehen. Die Frau, nicht groß, nicht dick, aber mit null Muskelspannung ist sie eben doch zu schwer. Als insgesamt drei Personen anpacken, klappt es. Der Blick der Frau ist starr.
Die Helfer haben keinen medizinischen Hintergrund. „Hm, das sieht nicht gut aus. Die ist tot.“ „Nee, die atmet doch noch.“ „Ach so, na dann ist ja gut. Ohnmacht? Epilepsie? Egal, erst mal noch ein Stück weiter weg von den Gleisen.“ Ein weiterer Mann kommt dazu, hilft die Frau zu bewegen und schlägt die stabile Seitenlage vor. Das wird gemacht, so wie es eben geht.
Eine junge Frau fragt kurz in die Runde, ob schon jemand den Rettungsdienst angerufen hat. Nein, dafür war noch keine Hand frei. Sie alarmiert den Rettungsdienst. Die Fragen und Antworten werden hin und her getragen. Während dessen kommt die Frau wieder zu sich und sagt selbst, dass es sich um einen epileptischen Anfall handelt. Die Leitstelle muss zumindest das Gefühl bekommen haben, dass da ein paar Menschen sind, die sich irgendwie kümmern.
Die junge Frau ruft in die Bahnhofshalle, ob ein Arzt anwesend ist. Die Helfer schauen auf. Seltsam wie still so ein Bahnhof sein kann. Kein Arzt. Die U-Bahn steht noch immer da. Der U-Bahn-Fahrer kommt und erkundigt sich nach der Lage, gefolgt von:„Ihr bleibt da, bis der Rettungsdienst kommt? Wir bleiben da, bis der Rettungsdienst kommt! Gut, dann fahre ich jetzt weiter. Alles klar.“
Ein junger Mann tritt dazu, fragt ob noch was zu tun ist und geht hoch, um den Rettungsdienst einzuweisen. Die U-Bahnen fahren ein und aus. Die Frau liegt am Boden. Es geht ihr nicht gut. Aber sie kennt das schon und beantwortet ruhig die vereinzelten Fragen der Helfer, die das alle nicht kennen. Schmerzen hat sie nicht.
Die fünf Menschen stehen oder hocken bei ihr, sprechen ihr ab und an aufmunternde Worte zu und schirmen sie ab. Abwechselnd hat eine Person immer die Hand auf ihrem Arm oder ihrer Schulter, damit sie merkt, dass wirklich ein Mensch da ist. Auch eine Tüte findet sich noch, als ihr schlecht wird.
Irgendwann kommt der Rettungsdienst. Kurze Befragung aller Anwesenden, während die Sanitäterin sich um die Frau kümmert. Der Sanitäter bedankt sich bei den sechs Helfern. Der junge Mann, der den Rettungsdienst eingewiesen hat, ist auch wieder da.
Die gestürzte Frau sitzt nun in der Obhut des Rettungsdiensts auf einer Bank. Ziemlich mitgenommen, aber gelassen. Die Helfer nicken sich kurz zu. Viel geredet wurde die ganze Zeit nicht. Ein Winken. Noch ein Gruß an die Frau. Sie bekommt ein Lächeln zustande. Dann geht jeder Mensch seines Weges.
Interessant, wie mühelos und unaufgeregt diese spontane Zusammenarbeit funktioniert hat. Und beruhigend.