Richtige und falsche Gefühle?

Im Zusammenhang mit einer unerfreulichen Geschichte habe ich gestern den Satz gehört: Ich weiß schon gar nicht mehr, ob ich das richtig empfinde oder ob ich das alles übertreibe. Diesen Satz fand ich irritierend, obwohl ich ihn auch von mir selbst kenne.

Ich habe keine Ahnung von Psychologie, aber die Frage, ob ein Gefühl richtig oder falsch ist, scheint mir keine sehr hilfreiche Frage zu sein. Wenn ein Gefühl im Raum steht, egal in welchem Ausmaß, steht es doch einfach erstmal im Raum. Die Einschätzung, ob es richtig oder falsch ist, ändert daran nichts.

Ein „falsches“ Gefühl geht nicht davon weg, dass es als falsch abgestempelt wird. Vielmehr führt das nur noch weiter in einen Kreislauf von unangenehmen Gefühlen, denn nun kann man sich ja auch noch ärgern, dass man ein „falsches“ Gefühl fühlt.

Und auch die Einschätzung ein „richtiges“ Gefühl zu fühlen, ist nicht sehr hilfreich. Je nach Gefühl, fühlt man sich damit dann nämlich auch nicht viel besser. Dafür kann man auf diesem Weg der Selbstgerechtigkeit immer näher kommen, dass dann zumindest für alle anderen wieder recht unangehm wird.

Am besten man erkennt erstmal einfach nur an, dass man fühlt, was man fühlt. Als freundliche Geste einem selbst gegenüber. Ohne Bewertung. Mit Respekt. Und geht dann dem Gefühl auf den Grund. Wirklich auf den Grund. Meist wartet dort eine Überraschung. Die interessanterweise fast nie etwas mit anderen Menschen zu tun hat.

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