Noch ein Glückstag

KCAMUA – 19

Ich hatte heute zwei Glücksmomente. Mindestens. Auf jeden Fall zwei, die heute besonders hervorstechen. Und unterschiedlicher nicht sein können. Davon will ich kurz erzählen. Vielleicht fällt es Dir ja dann leichter herauszufinden, was heute Deine Glücksmomente waren.

Ich hatte mein Fahrrad vor dem Supermarkt angeschlossen. Als ich es wieder holen wollte, fiel mir auf, dass mein Schlüssel bereits – oder besser noch – im Schloß steckte. Da ist mir vielleicht der Schreck in die Knochen gefahren – obwohl ja alles noch da war. Fahrrad, Schloß und mein schöner bunter Schlüsselbund.

Ich hatte bis dahin nicht mal bemerkt, dass mein Schlüsselbund weg ist. Erst im Moment des Wiederfinden habe ich mich also darüber erschrocken, dass mein Schlüssel weg war. Wie dem auch sei, ich war sehr erleichtert, dass alles noch an Ort und Stelle war.

Und dann habe ich heute wieder etwas verstanden, glaube ich. So etwas macht meine Tage immer ganz besonders.

Ich kenne einen Menschen, dessen Verhalten ich häufig nicht wirklich einordnen kann. In der Regel bin ich verwirrt. Er ist in den letzten Tagen auch wieder zur Hochform aufgelaufen. Ich habe mir das angeschaut und ich glaube, mir ist heute endlich ein Licht aufgegangen, was er da eigentlich macht.

Während alle anderen noch ihre Fronten abstecken und sich auf eine Auseinandersetzung oder deren Eskalation vorbereiten oder diese vorantreiben, ist dieser Mensch immer schon einen Schritt weiter. Alles was er macht, dient der Deeskalation. Er fängt im Prinzip gleich bei der Deeskalation an. Immer.

Er ist schon auf der Suche nach einer pragmatischen Lösung, da ist noch kein anderer soweit. Er kommunziert mit allen, bindet alle ein, kreuz und quer. Fragt hier nach. Fragt dort nach. Das ist an sich schon manchmal verwirrend. Aber es ist natürlich erst recht verwirrend für alle, die noch an einer ganz anderen Stelle im Prozeß sind.

Ob man das jetzt immer so machen muss, wie er das betreibt, sei dahingestellt. Es gibt gute Gründe, die eigene Position zu kennen und diese auch deutlich zu kommunizieren. Aber unterm Strich hat er recht. Wenn wir sowieso am Ende bei der Deeskalation und einer pragmatischen Lösung ankommen werden, können wir auch gleich dort anfangen – nachdem die Positionen geklärt sind.

Das erinnert mich auch an das Gedicht „Kindness“ von Naomi Shihab Nye und was ich dazu hier über Wahrheit und Freundlichkeit geschrieben habe. Da wir sowieso am Ende bei der Wahrheit und der Freundlichkeit ankommen werden, können wir auch gleich damit anfangen. Dieser Mensch scheint genau das auf seine ganz eigene Art zu machen.

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