Haushälter unserer Lebenszeit

„Wir haben nicht zu wenig Zeit, aber wir verschwenden zu viel davon. Auch zur Vollbringung der größten Dinge ist das Leben lang genug, wenn es nur gut angewendet wird. Wenn es aber in Üppigkeit und Nachlässigkeit dahinfließt, ohne daß es zu irgend etwas Gutem verwendet wird, so merken wir erst, wenn die letzte Not drängt, daß es vorüber ist; während es dahinfloß, merkten wir es nicht.“

Mal wieder Seneca. Diesmal Zitate aus dem Brief an Paulinus „Von der Kürze des Lebens“. Und hier gleich noch eins zum Thema, warum der Mensch seine Lebenszeit zu selten gebraucht.

„Den einen aber hält unersättlich Habsucht gefangen, einen anderen geschäftige Emsigkeit in überflüssigen Arbeiten; der eine ersäuft im Weine, der andere erstarrt in Untätigkeit, der eine müht sich ab, ehrsüchtig und stets auf fremdes Urteil gespannt, den andern treibt in Hoffnung auf Gewinn fortreißende Handelsbegierde in allen Ländern, auf allen Meeren umher. Manche foltert die Lust am Kriegsdienste, indem sie stets entweder auf fremde Gefahr gespannt oder wegen eigener in Angst sind; andere verzehrt undankbarer Herrendienst in freiwilliger Sklaverei. Viele hält entweder das Streben nach dem Glücke anderer oder der Unmut über ihr eigenes Los befangen. Die meisten jagt, kein sicheres Ziel verfolgend, unstete, unbeständige, sich selbst mißfallende Unbeständigkeit von einem Plan zum anderen. Einigen gefällt nichts, worauf sie ihre Lebensweise richten können; matt und gähnend werden sie vom Tod überfallen, …“

Nur zur Erinnerung, der Mann ist im Jahr 65 n.Chr. gestorben. Man könnte meinen, er hätte sich gestern hier umgeschaut. Abgesehen von der Wortwahl.

Sehr weit sind wir auch in dieser Hinsicht in den letzten 2000 Jahren nicht gekommen. Könnten wir ja mal anders machen. Am Besten fängt jeder bei sich selbst an. Mit den Fragen: Was will ich eigentlich wirklich? Und womit verbringe ich meine Zeit?

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