Gedanken im Federkleid

Auf dem Dachfirst gegenüber steht ein Vogel. Ganz vorn. Da wo das Dach aufhört. Das ist nichts ungewöhnliches. Jeden Tag sitzt dort eine Amsel, die Elster oder eine Krähe. Heute steht dort ein Graureiher. Das ist ungewöhnlich.

Noch nie habe ich dort einen Graureiher gesehen. Und ich schaue dieses Dach jeden Tag ziemlich lange an. Es ist gut von meinem Schreibtisch aus zu sehen. Auch dieser Graureiher tut etwas, dass alle Vögel zu können scheinen. Etwas, dass ich faszinierend finde.

Der Graureiher steht auf diesem Dachfirst, als hätte er schon immer dort gestanden. Und würde immer dort stehen. Als könnte es gar nicht anders sein, als das er jetzt auf diesem Dachfirst steht. Als wäre er genau am richtigen Platz.

Alle Vögel scheinen immer genau am richtigen Platz zu sein. Ich frage mich, wie sich das anfühlt, wenn man dort, wo man gerade ist, immer genau am richtigen Platz ist. Klingt zumindest entspannt. Was ist die Voraussetzung dafür, um sich überall am richtigen Platz zu fühlen?

Der Dachfirst ist leer. Der Graureiher weitergezogen. Wie schön, dass er da war.

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