Fischliebe

Zu viel von dem, was wir Liebe nennen, ist Fischliebe.

Rabbi Dr. Abraham Twerski

Durch eine glückliche Fügung bin ich gestern auf Rabbi Dr. Abraham Twerski gestoßen. Ein außerordentlich freundlicher und kluger Mensch. Und er erzählt eine schöne Geschichte über die Liebe. Oder, vielleicht ist sie gar nicht so schön. Aber wahr ist sie. Und vielleicht ist sie auch gar nicht über die Liebe:

Der Rebbe of Kotzk begegnete einem jungen Mann, der mit großem Vergnügen eine Fisch aß. Er fragte: „Junger Mann, warum isst Du diesen Fisch?“ Und der Mann antwortete, er äße Fisch, weil er Fisch liebe. Darauf der Rebbe: „Oh, du liebst den Fisch! Deshalb hast Du ihn aus dem Wasser genommen, getötet und gekocht. Erzähl mir nicht, dass Du den Fisch liebst! Du liebst Dich. Du hast den Fisch aus dem Wasser genommen, getötet und gekocht, weil er Dir schmeckt.“

Abraham Twerski fährt fort, das am konkreten Beispiel zu erklären. „Ein junger Mann und eine junge Frau verlieben sich. Was bedeutet das?“:

Das bedeute, dass er in der Frau jemanden gesehen habe, der alle seine körperlichen und emotionalen Bedürfnisse erfüllen könne. Und die Frau fühlte das Gleiche über den Mann. Und das heiße dann Liebe. Aber jeder würde nur nach seinen eigenen Bedürfnissen schauen.

Das sei nicht Liebe für den anderen. Der andere Mensch sei nur ein Vehikel für die eigene Befriedigung. Zu viel von dem was wir Liebe nennen, sei Fischliebe.

So, und nun? Was nun? Das klingt ja nun nicht ganz so rosig. Vielleicht hilft es für den Anfang, einfach erstmal anzuerkennen, dass es so ist. Und von da aus dann weiter.

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