Es gibt Menschen, die sind so herzensgut und ohne Arg, dass es mich manchmal ratlos macht. Ratlos, wie man so sein kann. Ratlos, wie sie im Kern unbeschadet durch diese Welt kommen. Ratlos, wie sie sich schützen, was ich dazu beitragen kann. Sie sind sehr selten. Ich kenne genau zwei solche Menschen im Erwachsenenalter.
Vor zwei Tagen flatterte mir eine Erinnerung an einen davon ins Haus. In Form eines Buches, dass sie mir schickte und eines herzlichen Briefs. „Fernando Pessoa – Selected Poems“. Was soll ich sagen. Ich war überrascht und freue mich. Immer noch. Die besten Geschenke sind und bleiben die, mit denen man nicht gerechnet hat.
Wir hatten vor mehr als einem Jahr über portugiesische Schriftsteller gesprochen bzw. ich hatte danach gefragt, denn ich kannte keinen Schriftsteller aus Portugal. Damals fiel auch der Name „Fernando Pessoa„. Und nun halte ich ein Buch mit Gedichten von Fernando Pessoa in den Händen, übersetzt ins Englische, denn ich kann kein Portugiesisch.
Hier ein Gedicht, an dem ich beim ersten Durchblättern hängen geblieben bin.
TO SEE THE FIELDS AND THE RIVER
To see the fields and the river
It isn’t enough to open the window.
To see the trees and the flowers
It isn’t enough not to be blind.
It is also necessary to have no philosophy.
With philosophy there are no trees, just ideas.
There is only each one of us, like a cave.
There is only a shut window, and the whole world outside,
And a dream of what could be seen if the window were opened,
Which is never what is seen when the window is opened.
Fernando Pessoa