Ein falscher Schluß

Wir übernachteten bei Freunden. In der Nacht wachte ich durch ein Geräusch auf. Halbwegs zumindest.

Im Haus war ein schleifendes Drehgeräusch zu hören, dass in regelmäßigen Abständen durch einen dumpfen Schlag übertönt wurde. Nach längeren, schlafvernebelten Abwägungen, kam ich zu dem Schluß, dass es die Waschmaschine sein müßte. Aber warum stellt hier jemand mitten in der Nacht die Waschmaschine an? Und hat sie dann auch noch so beladen, dass sie unrund läuft? Und alle Türen aufgelassen? Auf die Idee, die Waschmaschine auszuschalten, kam ich nicht.

Irgendwann bin ich wieder eingeschlafen. Bis das Waschmaschinengeräusch wieder einsetzte bzw. bis ich es wieder hörte. Diesmal klappern Türen. Ruhe. Zum Glück hat jemand endlich die Maschine ausgestellt.

Am nächsten Morgen fragt das älteste Kind unserer Gastgeber besorgt, ob wir denn gut geschlafen hätten. Ob wir den Hamster gehört hätten? Nein, den Hamster habe ich nicht gehört. Nur die Waschmaschine. Warum musste die eigentlich in dieser Nacht unbedingt laufen?

Nein, nein, die Waschmaschine sei überhaupt nicht angestellt gewesen. Aber der Hamster hätte einen Teil der Nacht damit verbracht, in seinem Laufrad zu rennen. Durch die Bewegung ist das Laufrand an die Wand der Hamsterbehausung gerutscht und dort in regelmäßigen Abständen angeschlagen. Das Kind sei ein paar Mal aufgestanden, um das Rad wieder von der Wand wegzuschieben.

Und so kam es, dass ich einen Hamster mit einer Waschmaschine verwechselte. Und das ging erstaunlicherweise recht einfach, selbst bei diesen auf den ersten Blick so unverwechselbaren Beteiligten. Es liegt also nahe, dass ich auch sonst nicht immer richtig liege. Und das alles auch ganz anders sein könnte.

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