In einem Waldgarten steht auf einem Schuppendach eine kleine Holzbox mit einem Klappdeckel. In der Box sind Nüsse. Haselnüsse, Walnüsse, Erdnüsse. Den ganzen Tag über klappert der Deckel. Eichhörnchen holen sich die Nüsse. Sie sind Experten im Umgang mit dieser Box. Bald zeichnen sie an den Bauplänen mit.
So eine Nussfutterstation steht auch in einem Garten in einer Stadt. Die Stadteichhörnchen haben sie auch entdeckt, aber das Interesse ist gering. Und sie sind bis heute nicht dahintergekommen, wie der Deckel aufgeht. Mögen die Stadthörnchen vielleicht keine Nüsse? Sind sie weniger schlau, als die Waldhörnchen? Nein, ich glaube nicht.
In der Umgebung des Stadtgartens wimmelt es geradezu vor Nussbäumen und anderen Futterstellen. Die Auswahl ist riesig. Es besteht schlichtweg kein Bedarf für noch eine weitere Nussfutterstation. Zudem gibt es für die Stadthörnchen einfachere Wege an Nüsse oder sonstiges Futter zu kommen, als die Mechanik eines Klappdeckels zu studieren. Also tun sie es nicht. Egal, was sich der Mensch dabei gedacht hat.
Festzuhalten bleibt, auch Eichhörnchen haben unterschiedliche Interessen. Gleiche Angebote führen nicht automatisch zu gleichen Ergebnissen. Das Ergebnis wird immer die ursprüngliche Interessenlage widerspiegeln.
Wie beim Menschen auch. Es macht auch im Umgang mit unseren Mitmenschen immer Sinn, herauszufinden, wie deren Interessenlage tatsächlich ist. Und nicht davon auszugehen, dass alle dasselbe denken und wollen wie wir selbst. Oder gleich alle ungeachtet ihrer Interessen über einen Kamm zu scheren.