Angst in Absatzschuhen

Elizabeth Gilbert schreibt in ihrem Buch „Big Magic“: … Perfektionismus ist nur eine luxuriöse, Haute Couture Version der Angst. … Perfektionismus ist nur Angst in schicken Schuhen und einem Nerzmantel, die vorgibt elegant zu sein, während sie tatsächlich einfach nur ängstlich ist.“

Ich bin mir nicht ganz sicher, aber mir scheint, Frauen leiden eher an Perfektionismus als Männer. Wahrscheinlich liegt es an den Stöckelschuhen und dem Nerzmantel. Männer scheinen mir jedenfalls einen pragmatischeren und damit vermutlich gesünderen Umgang mit den Anforderungen der Gesellschaft zu pflegen.

Vielleicht liegt es auch daran, dass die Anforderungen der Gesellschaft an ihre Mitglieder lange Zeit von Männern bestimmt und formuliert wurden. Dabei haben sie sich die Sachen herausgesucht, die ihnen gepasst haben und alles andere haben sie den Frauen vor die Füße gekippt.

Wie dem auch sei. Es gibt weder für Frauen noch für Männer einen Grund immer und überall perfekt sein zu müssen. Schon gar nicht, um geliebt zu werden oder erfolgreich zu sein.

Lieber ein aufregendes, ereignisreiches Leben, als sich durch Perfektionismus selbst im Wege zu stehen, zur Salzsäule zu erstarren und nie den Mund aufzumachen.

Und auf dem Weg dahin kannst Du Dir noch durchlesen, was ich hier, hier und hier über Perfektion geschrieben habe.

Hat Dir der Artikel gefallen? 1

Auf jeden Fall ein Bestseller

Gestern erzählte jemand, dass er neben allen andern Dingen, die er noch tun möchte in seinem Leben, auch einen Bestseller schreiben will. Er hätte schon eine interessante Handlung und einen super Titel. Er will es auch nicht für sich selbst schreiben, sondern für ein breites Publikum. Es soll ja auf jeden Fall ein Bestseller werden. Das einzige Problem ist die fehlende Zeit. Ja, und wenn genug Zeit da wäre, dann käme die Schreibblockade.

Wenn alles so bleibt, wie die Person es beschrieben hat, dann wird alles tatsächlich so bleiben, wie die Person es beschrieben hat. Dieser Bestseller wird nicht geschrieben werden.

Ich habe keine Ahnung vom Buchmarkt, aber ich bezweifele, dass man Bestseller planen kann. Die Entscheidung, ob eine Idee, die man selbst toll findet, auch vom Leser toll gefunden wird, liegt ja dann doch eher beim Leser. Aus Respekt vor dem Leser sollte man einfach nur ein Buch schreiben.

Für ein breites Publikum zu schreiben, damit das Buch auf jeden Fall ein Bestseller wird, klingt eher nach einem Rezept dafür, ein Buch zu schreiben, dass auf keine Fall ein Bestseller wird. Schreibe ich für alle, schreibe ich für niemanden! Auch die meisten Bestseller auf amazon haben 1-Stern-Bewertungen. Auch die Bestseller sind also nicht für alle. Vor diesem Hintergrund wäre es vielleicht gesünder ein Buch für sich selbst zu schreiben, dann hat wenigstens einer was davon. Wenn es dann auch noch anderen Leuten gefällt, umso besser.

Die fehlende Zeit …  Die fehlende Zeit muss immer als Sargnagel für so ziemlich alle Träume herhalten, die wir eigentlich gerade nicht wirklich umsetzen wollen. Wenn das Projekt so wichtig wäre, dann würden wir uns die Zeit nehmen.

In die Sargnagelkategorie gehört auch die Schreibblockade, vor allem wenn man von Schreibblockaden spricht, ohne dass man bisher auch nur ein Wort geschrieben hat. Das ist noch nicht mal die Angst vor dem leeren Blatt. Das ist die Angst vor der Angst vor dem leeren Blatt. Dagegen hilft nur Schreiben.

Hat Dir der Artikel gefallen? 2

Keine Zeit für perfekt

Wir haben schlicht und einfach keine Zeit für perfekt.

Perfekt im Sinne von, ich poliere solange daran herum, bis es niemanden mehr gibt, der mein Werk kritisieren wird.

Vergiß es. Das ist unmöglich.

Es wird immer jemanden geben, der irgendetwas doof findet, an dem was Du gemacht hast. Irgendjemand wird immer ein Haar in Deiner Suppe finden, selbst wenn es sein eigenes ist, egal wie lange Du kochst.

Perfekt ist Zeitverschwendung und außerdem unrealistisch.

Halt Dich also nicht damit auf.

Done is better than perfect.

Hat Dir der Artikel gefallen? 1

Perfektionismus als Tugend?

Mit Ausnahme der Ausnahmen gibt es keinen Grund für Perfektionismus.

Ganz im Gegenteil!

Warum?

Fast immer bedeutet die Aussage  „Ich bin perfektionistisch veranlagt“ im Klartext folgendes:

  • Ich beende meine Projekte nicht.
  • Ich erledige meine Aufgaben nur mit einem völlig unangemessenen Zeitaufwand.
  • Diese Arbeit ist für mich eine unglaubliche Quälerei, weil meine Ansprüche so hoch sind.
  • Ich fange viele Sachen gar nicht erst an, weil ich das Gefühl habe, dass ich mein hehres Ideal sowieso nicht erreichen kann.
  • Ich habe Angst.

Das hat alles eher weniger mit dem Streben nach Vollkommenheit zu tun, sondern ganz viel mit Angst, ganz viel mit Enge, ganz viel mit Selbstbeschränkung, Stagnation und  Quälerei.

Was bitte schön hört sich denn davon nach erstrebenswerter Tugend an?

Hat Dir der Artikel gefallen? 2

Perfektion wird vollkommen überbewertet

Wie oft hört man jemanden sagen, ich bin perfektionistisch veranlagt? Wie oft hört man sich das selbst vielleicht sagen? Immer ein bisschen stolz, immer ein bisschen umweht vom Hauch des edlen Strebens nach Vollkommenheit.

Zugegeben, es gibt Handlungen, da kann man sich nur wünschen, dass der Handelnde perfektionistisch veranlagt ist. Und dass diese Person geübt hat und weiter übt und übt und so präzise arbeitet, wie nur irgend möglich, bis sie so nah an die Vollkommenheit heranreicht, wie nur irgend möglich. Das betrifft alle Handlungen bei denen auch nur der winzigste Fehler über Leben und Tod entscheidet. Mitarbeiter der Kampfmittelräumdienste, Herzchirurgen, Raumfahrttechniker, etc.

Aber jetzt seien wir mal ehrlich. Wieviele von uns gehen solchen Tätigkeiten nach, wo der kleinste Fehler so weitreichende Folgen haben kann? Wohl eher die Minderheit.

Für alle anderen gilt: das Leben ist zu kurz, um perfektionistisch zu sein.

Hat Dir der Artikel gefallen? 2
WP Twitter Auto Publish Powered By : XYZScripts.com